Stop Loss Order: Beispiel, Erklärung und Strategie

Stop Loss Order

Mit einer Stop Loss Order kann man mögliche Verluste seiner Wertpapiere begrenzen und eventuelle Gewinne sichern. Die Anwendung einer Stop Loss Order sollte zum Basiswissen jedes Anlegers gehören.

Wir erklären in diesem Beitrag was eine Stop Loss Order ist und wie man sie richtig einsetzt. Außerdem gehen wir auf die Vor- und Nachteile dieser Orderart ein.

Zusätzlich erfahren Sie, warum nicht jeder Handelsplatz und jedes Wertpapier für diese Orderart zu empfehlen ist und welche Alternative Orderarten es gibt, um sein Depot abzusichern.

 

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Stop-Loss-Order: Stoppkurs zur Absicherung setzen

Mit einer Stop Order (auch z.T. Stopp Order) wird eine Market Order (Kauf- bzw. Verkaufsauftrag ohne Limit) ausgelöst, sobald ein bestimmter Kurs erreicht wird. Bei einer Verkaufsorder spricht man von einer Stopp-Loss-Order und beim Kauf von einer Stopp-Buy-Order.

Mit einem Stopp-Loss begrenzt man bei richtiger Anwendung Verluste und sichert mögliche Gewinne. Teilweise kann diese Orderart bereits direkt beim Kauf der Wertpapiere als Folgeorder aufgegeben werden. Der Stopp-Loss ist ein Grenze bzw. Stoppkurs. Wird diese Grenze erreicht, wird das entsprechende Wertpapier sofort verkauft. Hat man z.B. eine Aktie zu 100€ gekauft und möchte seine möglichen Verluste begrenzen, könnte man eine Stopp-Loss-Order zu 90€ aufgeben. Fällt die Aktie auf einen Kurs von unter 90€, wird automatisch eine Market-Order aufgegeben und das Papier bestens verkauft. Der erzielte Verkaufskurs kann durch den unlimitierten Verkauf somit auch unter 90€ liegen.

Wo liegt der Unterschied zwischen einer Stopp-Loss und einer Verkaufsorder mit Limit? Würde man bei einer Aktie mit dem aktuellen Kurswert von 100€ eine Verkaufsauftrag mit Limit von 95€ aufgeben, würde diese Aktie sofort verkauft werden, da der mögliche Verkaufskurs deutlich über dem Limit von 95€ liegt. Bei einer Stopp-Order zu 95€ müsste dagegen der Kurs der Aktie erst den Stopp-Kurs von 95€ erreichen, damit eine Order ausgelöst wird.

Beispiel Stopp Loss Order

Kritik an der Stop-Loss Order:

Der Screenshot stammt vom comdirect Depot und zeigt einen Ausschnitt einer Wertpapierorder. In diesem Fall wurde ein Stoppkurs für eine Aktie mit Wert von aktuell 130€ eingerichtet.

Würde der Kurs der Aktie unter 115€ fallen, würde sofort eine Verkaufsorder ohne Limit ausgelöst werden.

Vorteile und Nutzen einer Stop-Loss-Order

Der große Vorteil der Stopp-Orders ist, dass Personen, die nicht jederzeit ihr Depot kontrollieren können die Sicherheit haben, dass ihre Wertpapiere nicht ins Bodenlose fallen können. Fällt ein Wertpapier unter ein bestimmtes Limit, wird es sofort "bestens" verkauft.

Die Stop-Kurse dienen nicht nur der Verlustbegrenzung, sondern können auch jederzeit angepasst werden, so dass man mögliche Gewinne sichern kann bevor die Aktie wieder auf den Einstiegskurs oder darunter fällt.

Nachteile Stop-Loss-Order

Der Nachteil der Stopp-Loss-Order liegt zum einen darin, dass man mögliche "normale" Schwankungen der Aktie schwer ausschließen kann. Zieht man seinen Stoppkurs zu eng, wird die Verkaufsorder vermutlich zu leicht ausgelöst. Ist der Stoppkurs allerdings zu weit gewählt, erleidet man beim Kursverfall zu hohe Verluste.

Außerdem verschärfen sich Verkaufswellen, desto mehr Anleger mit Stop Kursen arbeiten. Häufig wählt eine große Anzahl an Anlegern eine psychologische Grenze als Stop-Kurs (z.B. 100€). Reißt die Aktie diesen Kurs, z.B. aufgrund einer negativen Meldung, werden unter Umständen sehr viele Verkaufsorder automatisch ausgelöst. Diese Verkaufsaufträge werden "bestens" in den Markt gestellt und aufgrund der Vielzahl an Verkaufsaufträgen und der zu dem Zeitpunkt vermutlich deutlich geringeren Anzahl an Kaufaufträgen fällt der Kurs schnell weiter und löst eventuell weitere Stop-Loss-Order aus, die den Verkaufsdruck und Kursverfall verstärken.

Es kommt selbst bei DAX Werten ab und zu vor, dass bestimmte Wertpapiere aufgrund einer negativen Meldung im Tagesverlauf stark an Wert verlieren. Der Kursverlust weitet sich im Tagesverlauf aus, da laufen weitere automatische Verkaufsorder auf den Markt kommen. Am Ende des (unter Umständen) übertriebenen Abverkaufs sammeln dann häufig professionelle Anleger die Papiere günstig ein und der Kurs erholt sich wieder.

(Es gibt auch Strategien Aktien kurz vorm Erreichen einer wichtigen Unterstützung leer zu verkaufen, um das Ausführen automatischer Stop-Orders zu provozieren. Nach dem Kursverfall können sich die Leerverkäufer dann günstig mit den geliehenen Aktien eindecken., worauf der Kurs wieder ansteigt.)

Stop-Loss Order für Anfänger

Dennoch sind gerade für Anfänger und Einsteiger, die nicht täglich ihr Depot kontrollieren können, Stopp Kurse ein unverzichtbares Werkzeug. Damit Stoppkurse jedoch wirklich sinnvoll eingesetzt werden können, müssen diese nachgezogen werden. Wer z.B. eine Aktie bei 20€ gekauft hat, die dann auf über 40€ steigt, wird sich ziemlich ärgern, wenn er seinen einst gewählten Stopp-Kurs bei 15€ belassen hat und die Aktie nach dem sie im schlimmsten Fall Monate lang vor sich hin gedümpelt ist, irgendwann immer weiter fällt und letztendlich den Stoppkurs reißt und zu ca. 15€ verkauft wird.

Cleverer wäre es gewesen den Stopp-Kurs in Zeiten des Anstiegs nachzuziehen. Man hätte den Stoppkurs (einfach die eingerichtete Stop-Loss-Order ändern) z.B. immer mal wieder auf einen Wert von 5€ unter den aktuellen Kurs nachziehen können.

Besser Trailing-Stop-Loss Order nutzen!

Ein noch besseres Instrument zur Absicherung seiner Gewinne und Begrenzung von Verlusten ist die Trailing-Stop-Loss-Order. Beim Trailing-Stop-Loss wird die Grenze, die die Verkaufsorder auslöst automatisch nachgezogen. Man könnte den Trailing-Stop z.B. auf 5€ oder auf einen prozentualen Wert wie 10% festlegen. Jeder neue Höchstkurs gilt somit als neue Grenze, von der der eingerichtete Abstand gezählt wird.

Vorteilhaft ist es den Abstand zum Verkauf in Prozent und nicht als absoluten Wert anzugeben. Nach einem sehr starken Anstieg der Aktie kann ein absoluter Betrag, wie zum Beispiel 5€, zu knapp bemessen sein. Mehr Informationen zum Trailing-Stopp-Loss und vielen weiteren Orderarten finden Sie hier: Sinnvolle Orderarten und Orderzusätze

Stop Loss Order mit Limit

Weiter oben haben wir erklärt, dass das Erreichen des Stop Kurses eine Market Order auslöst und die Aktie bzw. Wertpapier somit "bestens" verkauft wird. Teilweise kommen somit beim starken Kursverfall Kurse zustande, die deutlich unter dem eingerichteten Stoppkurs liegen. Einige Broker ermöglichen es inzwischen auch ein Limit bei einer Stopp Loss Order zu wählen.

Wird der Stoppkurs erreicht, wird somit keine Market Order, sondern eine Limit Order aufgegeben. Man kann z.B. einen Stoppkurs bei 95€ wählen und für die anschließende Order eine Limit von 94€ festlegen. Erreicht der Kurs den Stopp bei 95€, wird also eine Limit-Order zu 94€ aufgegeben. Sind nur Kurse unter 94€ möglich, wird das Wertpapier allerdings nicht verkauft. Bei einem sehr starken Kursverfall und Kurslücken besteht durch das Limit allerdings die Gefahr, dass man nicht aus dem Wert herauskommt.

Eine Stop Loss Order mit Limit hebelt die Absicherung und den automatischen Verkauf wieder etwas aus und sollte nur bedacht eingesetzt werden. Beim Consorsbank Depot kann man eine Stopp Loss Order mit Limit aufgeben (siehe Bild ganz oben).

Welcher Handelsplatz sollte für eine Stop-Loss Order genutzt werden?

Bei der Auswahl eines Handelsplatzes für seine Stop-Loss Order sollte man auf einen Handelsplatz achten, an dem von der Aktie höhere Umsätze gehandelt werden. Wählt man einen nicht besonders liquiden Markt, können sich große Kurslücken und noch größere Verluste ergeben, wenn der Kurs einmal auf Talfahrt gegangen ist.

Außerdem sollte man bei der Auswahl des Börsenplatzes für seine Stop-Order auf die Handelszeiten achten. Bei Xetra kann z.B. nur bis 17.30 gehandelt werden. Wird eine Gewinnwarnung nach Börsenschluss herausgegeben, würde die Stopp Loss Order erst am nächsten Tag greifen. Bei anderen Handelsplätzen hätte der Verkaufsauftrag allerdings noch bis 22 oder sogar 23 Uhr durchgeführt werden können.

Wie lange ist eine Stop Loss Order gültig?

Gültigkeit Order Optionen comdirectBeim Einrichten einer Stop Loss Order wird - wie bei jeder anderen Orderart auch - nach einer Gültigkeit gefragt. Zur Auswahl stehen normalerweise die Zusätze "tagesgültig" oder Ultimo (letzter Tag eines Monats). Bei der comdirect und vielen anderen online Brokern kann man ebenfalls den Ultimo eines bestimmten Monats wählen. Das Auslaufen der Order sollte möglichst weit in der Zukunft liegen, denn die Absicherung sollte dauerhaft aktiv sein.

Generell sollte ein Stopp Loss laufend kontrolliert und das Limit eventuell angepasst werden (oder besser direkt Trailing-Stop-Loss wählen). Außerdem sollte man bei diesen Gelegenheiten die Gültigkeit der Stop Order überprüfen und diese bei Bedarf verlängern.

Alternativen zur Stopp Loss Order?

Weiter oben haben wir bereits die Trailing Stop Order angesprochen, die eine gute Alternative zur normalen Stop Loss Order darstellt. Der Vorteil des Trailing Stops ist, dass bei dieser Orderat der Stop-Kurs bei Anstiegen der Aktie automatisch angepasst wird.

Man definiert keinen Limitkurs, sondern einen Abstand (prozentual oder absolut) vom nach den Kauf erreichten Höchstkursen. Die Arbeit laufend das Limit bei einer Stop Loss Order anzupassen kann man sich mit einem Trailing Stopp Loss sparen.

Ergibt die Einrichtung einer Stop Order wirklich Sinn?

Viele Anleger verkaufen gefallene Aktien erst viel zu spät oder überhaupt nicht. Der Verkauf mit Verlust wird als Eingeständnis eines Fehlers bei der Aktienwahl angesehen. Lieber sitzen Anleger Verluste aus bzw. schreiben gefallene Wertpapiere geistig bereits komplett ab. In der Anleger Psychologie spricht außerdem die Angst etwas zu verpassen (FOMO) gegen den Verkauf mit Verlust. Eventuell setzt die Aktie ja direkt nach dem Verkauf zu einer Erholungsralley an. Anleger stehen sich also oft selber im Weg Aktien rechtzeitig zu verkaufen. Mit festen Stop-Kursen schafft man es bei schlechten Werten aus dem "Prinzip Hoffnung" heraus und lässt diese automatisch verkaufen, wenn bestimmte Grenzen erreicht wurden.

Sicherlich wird man mal Pech haben und bei einer Aktie ausgestoppt werden, die sich bereits kurz nach dem Verkauf erholt. Als Gegenbeispiel und als Argument für die Sinnhaftigkeit einer Stop-loss-Order muss man nicht nur an die wirecard AG, Steinhoff und die anderen fast Totalverluste denken. Es gibt so viele Aktien und ganze Branchen, die seit Jahren dahinsiechen. Mit einer Stop-Loss-Order trennt man sich noch rechtzeitig von schlechten Werten und erhält Liquidität für bessere Käufe. Später, wenn die Lage sich gebessert und das Geschäft wieder erholt hat, kann man selbstverständlich erneut in gefallene Werte einsteigen. Wenn alles gut gegangen ist, zu einem günstigeren / attraktiveren Kurs.