Aktien Leerverkauf: Anleitung und Broker Vergleich

Aktien leer verkaufenSeitdem über die "Schlacht" um Gamestop und den weiteren Meme Aktien in der Presse berichtet wurde, fragen sich viele Anleger, was das Leerverkaufen von Aktien eigentlich bedeutet und ob man selbst als Privatanleger Leerverkäufe tätigen kann.

In diesem Artikel wollen wir daher erklären, was Leerverkäufe (Short-Selling) sind. Außerdem gehen wir auf mögliche  Chancen und Risiken im Zusammenhang mit diesen Geschäften ein.

Zusätzlich stellen wir eine Reihe von Brokern und Depotanbietern vor, bei denen man selbst als Privatanleger Leerverkäufe tätigen kann. Wir nennen die Kosten und die wichtigsten Bedingungen je nach Broker.

Broker bei denen Privatanleger Leerverkäufe tätigen können

In der Folgenden Tabelle stellen wir eine Reihe von Brokern bzw. Banken vor, bei denen es möglich ist Aktien leer zu verkaufen. Wir nennen die Kosten der Leerverkäufe und eventuelle spezielle Bedingungen. Weitere Informationen zu jedem Depot finden Sie auf der jeweiligen Detailseite (durch Klick aufs Logo) bzw. direkt beim Anbieter. 

Die bekannteren Broker und Direktbanken, wie zum Beispiel die Comdirect, ING, SBroker, Smartbroker oder auch Trade Republic, bieten keine Leerverkäufe von Aktien an und finden sich daher nicht in diesem Vergleich.

Anbieter Kosten je Leerverkauf
 Besonderheiten
Captrader Logo

Xetra 0,1% mind. 4€

Tradegate 0,1% mind. 5,80€

zzgl. Leihgebühr

(Depotgebühr 0€)

 Bester und günstigster Broker für Leerverkäufe von Aktien

 Viele Erklärvideos und Anleitungen von Captrader zu dem Thema

 Leerverkäufe über App, Browser oder Trading-Software möglich

 (Eigene Aktien kann man für Leerverkäufer zur Verfügung stellen und an Leihe verdienen)

  Einzahlung über min. 2.000€ und Alter mind. 21 Jahre für Depoteröffnung (Margin-Depot)

  Keine automatische Abführung der Abgeltungssteuer (selbständig über Steuererklärung)

Beispiel Leerverkauf
2.000€ über Xetra ca. 4€ und 10.000€ über tradegate ca. 10€. (Beim Eindeckungskauf ebenso)

Lynx Depot

 

Xetra 0,14% mind. 5,80€

Tradegate 0,14% mind. 5,80€

zzgl. Leihgebühr

(Depotgebühr 0€)

 Leerverkäufe unkompliziert tätigen über Browser / Handelssoftware

 Leerverkäufe auch an vielen Auslandsbörsen möglich

  Einzahlung über min. 10.000€ für Depoteröffnung

 Keine automatische Abführung der Abgeltungssteuer

Beispiel Leerverkauf 2.000€ über Xetra ca. 5,80€ und 10.000€ über tradegate 11,60€. (Beim Eindeckungskauf ebenso)

Consorsbank Wertpapierdepot

Xetra: ab 11,45€

tradegate: ab 9,95€

zzgl. Leihgebühr

(Depotgebühr 0€)

 Generell höhere Orderkosten bei Consorsbank

 Leerverkäufe nur intraday (automatische Eindeckung 30 Minuten vor Handelsende)

 Kaum Informationen, Videos oder Anleitungen bei der Consorsbank erhältlich

 Automatische Abführung Abgeltungssteuer und Einrichtung Freistellungsauftrag

Beispiel Leerverkauf 2.000€ über Xetra ca. 16,40€ und 10.000€ über tradegate ca. 29,95€. (Beim Eindeckungskauf ebenso)

Flatex Depot

Xetra: ab 8,14€

tradegate: ab 6,61€

zzgl. Leihgebühr

(Depotgebühr 0€)

 Short-Selling nur in Kooperation mit ViTrade und über HTX-Handelssoftware

Zusatzkosten: Zwangseindeckung 50€, Position über HV offen (wegen Divi) 59,50€

 Automatische Abführung Abgeltungssteuer und Einrichtung Freistellungsauftrag

Beispiel Leerverkauf 2.000€ über Xetra ca. 8,27€ und 10.000€ über tradegate ca. 7,90€. (Beim Eindeckungskauf ebenso)

Banx Depot

Xetra 0,14% mind. 3,90€

Tradegate 0,14% mind. 5€

zzgl. Leihgebühr)

(Depotgebühr 0€)

 Leerverkäufe an zahlreichen In- und ausländischen Handelsplätzen möglich

 Mindesteinzahlung 5.000€ und Alter mind. 21 Jahre für Depoteröffnung (Margin-Depot)

 Leerverkauf nur über Börsensoftware Trader Workstation (kostenlos von Banx)

 Keine automatische Abführung der Abgeltungssteuer (Selbständig über Steuererklärung)

Beispiel Leerverkauf 2.000€ über Xetra ca. 3,90€ und 10.000€ über tradegate ca. 14€. (Beim Eindeckungskauf ebenso)

Wie hoch sind die Kosten eines Leerverkaufs?

Um eine Aktien leer zu verkaufen, zahlt man bei allen vorgestellten Brokern nur die normalen Ordergebühren. Der Leerverkauf von 100 Adidas Aktien über den Handelsplatz Xetra ist somit nicht teurer als der Kauf bzw. Verkauf dieser Aktien über den gleichen Handelsplatz. 

Kosten eines WertpapierdepotsFür den Eindeckungskauf, also das Beenden des Leerverkaufs durch den Kauf der Aktien, erheben die Broker ebenfalls nur ihre normalen Ordergebühren. Bei einigen Brokern gibt es allerdings Strafgebühren, falls es zu einer Zwangseindeckung kommt. Zu einer Zwangseindeckung kann es zum Beispiel kommen, wenn die hinterlegten Sicherheiten nicht (mehr) ausreichen (Siehe unter Risiken Leerverkauf).

Zu den Ordergebühren für den Verkauf der Aktien bzw. den Eindeckungskauf kommen noch Leihgebühren für die Zeit des Leerverkaufs hinzu. Diese Kosten sind in Form von Zinsen an den Verleiher der Aktien zu bezahlen, was automatisch über den Broker abgewickelt wird.

Die Leihgebühren sind abhängig von der jeweiligen Aktie (oder sonstigen Basiswert) und können sich schnell ändern. Normalerweise liegen die Zinssätze bei Standartwerten nur bei wenigen Prozentpunkten (also z.B. 3% im Jahr auf den Kurswert), allerdings sind diese Leihgebühren nicht fest, sondern variieren.  Die Leihgebühr wird zwar vom Broker festgelegt, unterliegt aber den "aktuellen Marktgegebenheiten". Werden bei einer Aktie sehr viele Leerverkaufspositionen eröffnet, bzw. bestehen bereits, steigen die Zinssätze für die Wertpapierleihe an.

Wie hoch die Leihgebühren sind, kann man vor der Eröffnung einer Leerverkaufsposition beim gewählten Broker erfragen oder vor der Orderaufgabe einsehen. Beim Captrader lässt sich zum Beispiel für jede Aktie die aktuelle Leihgebühr einblenden. Dies ist über die Trading-Software, aber auch beim Handel mittels Browser oder App problemlos möglich.

Folgende Gebühren (in der richtigen Reihenfolge) fallen bei Leerverkäufen an:

  • Ordergebühren für (Leer)Verkauf der Aktien ("normale" Ordergebühren eines Verkaufs)
  • Leihgebühren für die Wertpapiere (Variieren je nach Broker, Aktie und Marktgegebenheiten)
  • Ordergebühren für Kauf der Aktien (Ende der Wertpapierleihe und des Leerverkaufs)

Bestes Depot für Leerverkäufe?

Depots vergleichen

Bevor wir weiter ins Detail gehen, möchte wir bereits hier vorwegnehmen, welches Depot uns für Leerverkäufe von Aktien am besten gefällt: 

Captrader LogoUnser Meinung macht der Captrader das beste Angebot, wenn man als Privatanleger Leerverkäufe tätigen möchte. Neben den günstigen Gebühren des Captraders in diesem Bereich überzeugt uns außerdem die einfache Handhabung. Über die normale Ordermaske kann man Leerverkäufe an sämtlichen unterstützen Handelsplätzen tätigen. Ein weiterer Vorteil ist, das man sich die Leihgebühren je Aktie direkt einblenden lassen kann. 

Außerdem ist der Handel über Nacht (overnight) problemlos möglich und Bedarf keiner extra Weisung an den Support. Dies handhabt der Lynx Broker zum Beispiel genauso. Bei der Consorsbank sind Leerverkäufe dagegen nur intraday möglich. Offene Positionen müssen somit spätestens 30 Minuten vor Handelsende geschlossen werden oder es kommt zu einer kostenpflichtigen Zwangseindeckung. Overnight Short-Selling ist nur nach Absprache mit dem Support möglich. Dieses Procedere ist recht unflexibel.

Bei Flatex sind ebenfalls Overnight-Leihen möglich, allerdings etwas komplizierter. Flatex macht im Bereich der Leerverkäufe aufgrund der Zusatzkosten und der etwas komplizierteren Handhabung kein besonders gutes Angebot, außerdem sind Leerverkäufe nur über den Kooperationspartner Vitrade möglich, was den Aufwand erhöht.

Generelle (steuerliche) Nachteile von captrader, Lynx und Banx

Die Testsieger im Bereich der Leerverkäufe, Captrader und Lynx, haben jedoch einen generellen Nachteil. Bei Ihnen handelt es sich nicht um deutsche Banken bzw. Broker, weshalb die Abgeltungssteuer nicht automatisch abgeführt wird. Dies verkaufen die Broker gerne als Vorteil, da man mehr Liquidität zur Verfügung hat. Allerdings muss man erzielte Gewinne selbständig in der Steuererklärung angeben (genaue Auswertungen erhält man von den Brokern), was einen leicht höheren Aufwand als die automatische Abführung der Abgeltungssteuer bedeutet. 

Ein weiterer Nachteil sind die Mindesteinzahlungen bei Captrader, Banx und Lynx. Bei Captreder ist die Mindesteinzahlung von 2.000 USD (oder dem Gegenwert in Euro) noch relativ leicht umsetzbar. Der Lynx Broker verlangt jedoch bereits eine Ersteinzahlung in Höhe von 10.000€, ohne die das Depot nicht eröffnet werden kann. Die Einzahlungen sollen Kleinstanleger und ETF-Sparer abschrecken, was bereits ein Indiz für die professionelleren Anwendungsmöglichkeiten des Depots darstellt. Bei allen drei Depots haben Anleger Zugriff auf recht komplexe Handelssoftware. Es kann jedoch auch über eine "normale" Ordermaske mittels Browser gehandelt werden. Genau wie Leerverkäufe an sich, sind auch die drei Broker nicht für Anfänger geeignet.

Nachdem wir mit Captrader das beste Depot für Leerverkäufe bereits gekürt haben, wollen wir nun auf die Basics eingehen.

Was sind Leerverkäufe und wie tätigt man sie?

Definition Leerverkauf von Aktien: 

Bei einem Leerverkauf (englisch Short-Selling) handelt es sich um einen Verkauf von (Finanz)Werten, die ein Verkäufer gar nicht besitzt. Um einen Leerverkauf tätigen zu können, muss der Verkäufe sich den zu verkaufenden Wert vorab leihen. Für diese (Wertpapier)Leihe zahlt der Verkäufer eine Gebühr, üblich in der Form von Zinsen an den Ausleiher bis der Leerverkäufer die verkauften Werte kauft und zurückgibt (Eindeckungskauf).

Ein Leerverkäufer geht von fallen Kursen aus. Verkauft er zum Beispiel 100 Aktien von XY zu je 100€, so hofft er diese später zu einem günstigeren Kurs zurückkaufen zu können. Während der Leihe der Aktien zahlt er einen Zinssatz an den Verleiher. Sein Gewinn ist der Verkaufserlös gemindert um den Kaufpreis + Leihgebühr +Orderkosten.

Wie verkauft man Aktien leer bzw. shortet diese?

Nach der Definition klingt der Leerverkauf nach einem von der Umsetzung her komplizierten Geschäft. Man muss sich Aktien leihen, dem Ausleiher eine Gebühr bezahlen und diesem irgendwann die Aktien zurückgeben. Diese Tätigkeiten werden jedoch vom jeweiligen Broker übernommen, sodass der Kunde selber nicht viel machen muss:

Als ein Anleger, der sich für Leerverkäufe bzw. Short-Selling bei seinem jeweiligen Depotanbieter hat freischalten lassen, ist der eigentliche Leerverkauf nicht besonders kompliziert. Man gibt eine Verkaufsorder für ein Wertpapier (z.B. eine Aktie) auf, welches sich nicht im eigenen Depot befindet. Bei den meisten Brokern lässt sich auch bereits vor der Orderaufgabe genau erkennen, wie hoch die Zinskosten für die Wertpapierleihe aktuell ausfallen. Um die Wertpapierleihe kümmert sich außerdem der Broker. Man muss sich nicht selber Aktien leihen oder in Kontakt mit einen möglichen Verleiher treten. Sollte das gewünschte Wertpapier (aktuell) nicht short-fähig sein, so wird dies im Handelssystem bzw. im Depot angezeigt. 

Short-Selling ist für den Anleger von der Handhabung her sehr einfach. Ist man dafür freigeschaltet ist es von der Abwicklung her nicht bzw. kaum komplizierter als der Kauf bzw. Verkauf von Aktien. Ist es deshalb auch ein risikoloses Geschäft bzw. für Anfänger geeignet? Ganz klares "Nein", das wir im Folgenden begründen wollen.

Chancen und Risiken beim Short-Selling

Spätestens seitdem sich die Wertentwicklung vieler Aktien und Indices scheinbar von den wirtschaftlichen Daten abgekoppelt hat, interessieren sich viele Anleger fürs Short-Selling. Das "Produkt" klingt auf dem ersten Blick unkompliziert (und risikolos) und hat nicht die Nachteile von Optionsscheinen (Zeitwert und Volatiliät) oder Zertifikaten (z.B. Knock-Out-Schwelle). Außerdem muss man nicht lange nach einem geeigneten Produkt suchen, sondern kann direkt den Wert, bei dem man von einer Kursübertreibung ausgeht, leer verkaufen.

Durch Leerverkäufe kann man von fallenden Kursen profitieren. Lässt man die Leihgebühr außer acht, kann man seinen möglichen Gewinn auch relativ schnell ausrechnen (Aktie zu 100€ leerverkaufen, zu 80€ zurückkaufen = 20€ je Aktie Gewinn). Dazu kommt, dass man mit einem hohen Hebel arbeiten kann. Man muss nicht das Kapital für die zu handelnden Stücke im Depot hinterlegen, sondern nur eine gewisse Marge (oder einen ausreichenden Depotwert haben.)

Direkt nach dem Verkauf der geliehenen Aktien wird dem Depot der Verkaufserlös gutgeschrieben. Benötigt man nicht den gesamten Verkaufserlös um die Aktien später zurückzukaufen, hat man einen Gewinn erzielt.

Chancen von Leerverkäufen zusammengefasst:

  • An fallenden Kursen verdienen
  • Auf den ersten Blick leicht zu verstehendendes Finanzprodukt
  • Keine lange Suche nach einem geeigneten Optionsschein, Zertifikat oder Short-ETF
  • Kein hoher Kapitaleinsatz

Wo Chancen sind, existieren allerdings auch immer Risiken und die sollte man bei Leerverkäufen nicht außer Acht lassen.

Risiken von Leerverkäufen !

Hat man eine Aktie, einen Optionsschein oder ein Zertifikat erworben, ist der maximale Verlust ein Totalverlust. Bei Leerverkäufen geht ein möglicher Verlust dagegen über den Kapitaleinsatz hinaus und ist theoretisch unbegrenzt.

Beispiel: Ein Leerverkäufer tätigt einen Leerverkauf von 100 Stück der Aktie XY zu einem Kurs von 20€. Er erhält 2.000€ (100 Stück x 20€) für den Verkauf und hat vor sich bei 15€ wieder mit der Aktie einzudecken und die offene Position zu schließen.

Statt zu fallen steigt die Aktie jedoch stark an und steht irgendwann bei 40€. Für den Rückkauf müsste der Leerverkäufer inzwischen 4.000€ (100 Stück x 40€) bezahlen. Bei 40€ muss allerdings nicht Schluss sein. Die Aktie von Gamestop ist zum Beispiel von 2,5€ auf zweitweise über 400€ angestiegen, bevor sie wieder gefallen ist. Ob man zu den glücklichen Personen gehört, die erst auf dem absoluten Höchstkurs eine Short-Position eröffnen, ist mehr als fraglich.

Wer nun denkt, dass jede Übertreibung irgendwann enden muss, mag recht haben. Allerdings wird man einen Leerverkauf nicht so lange "offen" halten können. Beim obigen Beispiel mit der XY Aktie ist der Leerverkäufer bei einem Anstieg auf 40€ bereits 2.000 im Minus. Steigt die Aktie weiter, möchte die Bank irgendwann weitere Sicherheiten haben. Eine hinterlegte Marge oder der vorhandene Depotwert wiegt die Verluste der Short-Position irgendwann eventuell nicht mehr auf. Die Bank verlangt dann weitere Sicherheiten oder die Reduzierung der Short-Position. Kommt man dem Bereitstellen weiterer Sicherheiten (z.B. kurzfristige Überweisung auf das Verrechnungskonto) nicht nach, hat die Bank das Recht die Position zu schließen und wird dies tun. Kommt es Tage später zum (lange) erwarteten und ersehnten Kurseinbruch des Wertpapiers profitiert man nicht mehr davon. Die Short Position wurde automatisch geschlossen und enorme Verluste angehäuft.

Depot für zweiEin weiteres Risiko bei Leerverkäufen verschärft sogar die Gefahr von extremen Kursanstiegen des leerverkauften Wertpapiers. Die bei Leerverkäufenzu entrichtende Leihgebühr ist nämlich nicht fix, sondern ändert sich mit der Nachfrage nach dem jeweiligen Wertpapier. Shorten viele weitere  Anleger die Aktie, steigt die Wertpapierleihgebühr stark an.

In extremen Fällen kann es auch zu einem Short-Squeeze oder Buy-In kommen. Die extremen Kursanstiege der Gamestop Aktie waren auch den erzwungenen Deckungskäufen geschuldet. Leerverkäufer, die zu hohe Verluste angehäuft hatten, mussten (oder wollten) irgendwann ihre Positionen schließen, was durch den Eindeckungskauf zu weiterer Nachfrage nach der Aktie und steigenden Kursen führte (Short-Squeeze).

Ein Buy-In wird notwendig, wenn keine zu leihenden Aktien mehr zur Verfügung stehen. Man leiht sich die Aktien schließlich über seinen Broker und der greift auf Aktien seiner Kunden zurück (oder leiht die anderweitig am Markt). Möchte der Verleiher jedoch seine Aktien selber verkaufen oder aus anderen Gründen die Wertpapierleihe beenden, müsste der Broker neue Aktien zum Leihen auftreiben. Ist dies nicht möglich, muss die Short Position beendet und ein Eindeckungskauf getätigt werden.

Schon der Ökonom John Maynard Keynes hat treffend festgestellt: "Märkte können länger irrational bleiben als Sie liquide sind!"

Sollte es zu einer Knappheit der zu leihenden Aktien kommen, ist es sogar egal wie liquide man ist. Die Leerverkaufsposition wird durch den Broker glattgestellt und ein Eindeckungskauf getätigt. Wir reden hier zwar von Extremszenarien, die man dennoch im Hinterkopf behalten sollte. 

Gerade bei den auf den ersten Blick extrem interessanten Aktien zum Shorten, nämlich den Aktien, bei denen es zu starken Kursübertreibungen gekommen ist, kann ein Leerverkauf besonders gefährlich sein. Dies klingt etwas Paradox, aber gerade durch das sehr hohe Interesse von Shortsellern, kann es irgendwann zu einer Knappheit ausleihbarer Aktien führen. "Verabreden" sich dann noch Anleger über Foren die Aktien zu halten bzw. weiterhin zu kaufen, wie es einigen Fällen in der Vergangenheit passiert ist, kann es schnell zu den o.g. Szenarien kommen.

Risiken von Leerverkäufen zusammengefasst:

  • Verlust theoretisch unbegrenzt (bis zum Eindeckungskauf)
  • Zu leihende Aktien können knapp werden -> Leihgebühren steigen
  • Keine zu leihende Aktien mehr verfügbar -> Leerverkauf muss beendet werden (Buy-In)
  • Bei einer stark leerverkauften Aktie kann es zu einem Short-Squeeze kommen
  • Leihgebühr nicht fix, sondern variabel (Abhängig von aktueller Nachfrage / Marktsituation)

Wir hoffen die Risiken ausreichend dargestellt zu haben. Leerverkäufe sind ein sehr spekulatives Geschäft, welches nur von Profis getätigt werden sollte. Im Hinterkopf behalten muss man stets, dass gerade die auf dem ersten Blick besonders einfachen Geschäfte am gefährlichsten sein können. Gab es bei einer Aktie starke Übertreibungen nach oben, kann dies zu einem starken Anstieg an Leerverkaufspositionen führen. Im negativen Szenario führt dies irgendwann zu einem Short-Squeeze. Irgendwann muss jede Leihe beendet werden und die Shortseller müssen sich eindecken. Wer bei einer Aktie short gehen möchte, sollte sich daher vorher unbedingt die Short interest ansehen.

Die Short interest gibt an, wie hoch der Anteil der leerverkauften Aktien an der gesamten Anzahl an Aktien des Unternehmens ist. Bei Gamestop, um bei diesem Beispiel zu bleiben, soll die Short Interest zweitweise bei über 100% gelegen haben. Es wurden also mehr Aktien geshortet, als überhaupt verfügbar waren. Verabreden sich dann noch einige "Kleinanleger" die Aktien weiterhin zu kaufen oder zumindest nicht zu verkaufen, ist für die Short-Sellers das Pulverfass perfekt.

Inzwischen gibt es viele ähnliche Fälle wie bei Gamestop, auch wenn dort der Schaden für die Shortseller vermutlich am größten war. In vielen Foren werden gezielt Aktien diskutiert, die eine besonders hohe Short interest aufweisen. Es finden / fanden sich viele (kleinere) Werte, von denen 30% oder mehr leerverkauft wurden sind. Verabreden sich viele Trader diese Aktien zu kaufen, misslingt der Leerverkauf, auch wenn die Aktie aus einem fundamentalen Blickwinkel deutlich überbewertet ist.

Alternativen zu Leerverkäufen?

Wer auf fallende Kurse spekulieren möchte, muss nicht zwangsläufig auf Leerverkäufe zurückgreifen. Anlegern haben zum Beispiel ebenfalls die Möglichkeit auf (Knock-Out-)Zertifikate, Optionsscheine oder Short-ETFs zurückzugreifen. Die genannten Finanzprodukte weisen allerdings andere Schwächen und Risiken auf. 

Für Anfänger sind alle genannten Geschäfte und Produkte nicht geeignet. Wer Leerverkäufe tätigen möchte, muss sich der genannten Risiken bewusst sein. Wie auch beim Aktienhandel empfehlen wir Verluste stets zu begrenzen und zum Beispiel mit einer Stop-Order zu arbeiten.

Profis ist stets bewusst welchen Verlust sie maximal eingehen wollen und wann sie eine Position beenden bzw. bei Leerverkäufen einen Deckungskauf tätigen müssen. Und dennoch hört man immer wieder von vermeintlichen Profis, Hedge Fonds und ganzen Bankhäusern, die durch einige wenige riskante Geschäfte in finanzielle Schieflage geraten sind. Im Falle von Gamestop mussten zwei Hedge Fonds, die die Aktien leerverkauft hatten, mit Liquidität von anderen Fonds vor dem Kollaps bewahrt werden, nachdem sie Milliarden verloren hatten. Wenn Profis im Bereich der Finanzen sich schon ab und zu gewaltig die Finger bei Leerverkäufen verbrennen, sollten Privatanleger solche Finanzgeschäfte am besten meiden.