Aktien übertragen: Anleitung für den Depotübertrag

Depotübertrag Anleitung

Ein Depotwechsel ist mit keinem großen Aufwand verbunden. Dennoch gilt es einige Dinge zu beachten, damit der Übertrag von Aktien und anderen Wertpapieren ins neue Depot reibungslos klappt.

Wir erklären in diesem Artikel Schritt für Schritt, wie man Aktien und andere Wertpapiere von einem Depot ins andere übertragen lassen kann.

Außerdem gehen wir auf eventuelle Kosten und die steuerliche Behandlung des Depotübertrages ein. Den Übertrag von Aktien zeigen wir aus Sicht des ING Wertpapierdepots. Wir gehen jedoch auch auf andere Depots und eventuelle Unterschiede beim Depotübertrag ein.

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Aktien und andere Wertpapiere übertragen

Für einen Depotübertrag bzw. Depotwechsel gibt es viele Gründe. Häufig ist man mit dem alten Depotanbieter nicht mehr zufrieden, andere Banken und Broker bieten günstigere Konditionen oder es lockt eine Prämie zum Depotübertrag. Hat man sich auf einen neuen Depotanbieter festgelegt, muss man noch seine Wertpapiere übertragen lassen. Der neue Anbieter hilft beim Depotübertrag bzw. übernimmt diesen komplett.

In der Regel stellt jede Bank ein Formular für den Depotübertrag bereit, dass ausgefüllt und unterschrieben an die neue Bank geschickt werden muss. Im Folgenden "spielen" wir den Übertrag einiger Aktien zur ING durch. Die Formulare anderer Banken sind sehr ähnlich aufgebaut, da die gleichen Angaben gemacht werden müssen.

Depotübertrag Schritt 1

Depotübertrag von Wertpapieren am Beispiel der ING

Das online Formular für den Übertrag zur ING findet sich auf der Internetseite der Bank. Wer noch kein Kunde ist, muss vorher ein Depot bei der Bank eröffnen (Infos und Konditionen zur Bank hier).

Inhaltlich sind die Formulare für den Depotübertrag immer sehr ähnlich aufgebaut. Ein online Formular - wie z.B. bei der ING - hat den Vorteil, dass man direkt auf bestimmte Fehler und unplausible Daten (z.B. falsche IBAN) hingewiesen wird.

Beispielsweise beim S-Broker gibt es bisher nur ein zweiseitiges Formular (hier) zum Ausdrucken, was jedoch auch gut gemacht und leicht verständlich ist. Wichtig ist, dass man immer das Formular seiner neuen Bank verwendet, da sich diese - und nicht die abgebende Bank (!) - um den Übertrag der Wertpapiere kümmert.

1. Wechsel des Anbieters oder Übertrag auf andere Person

Im ersten Schritt (siehe Bild links) muss geklärt werden, ob es sich beim Depotübertrag um einen "normalen" Übertrag auf ein eigenes Depot handelt oder ob ein Eigentümerwechsel stattfindet:

Möchte man Wertpapiere aus seinem eigenen Depot X in sein ebenfalls eigenes Depot Y übertragen, ist dies kein Problem. Diese Form des Übertrags - z.B. beim Bankwechsel - hat steuerlich keine Relevanz. Die abgebende Bank überträgt nicht nur die Wertpapiere, sondern teilt der neuen Bank ebenfalls die Kaufkurse und Kaufdaten der Papiere mit. Steuern fallen wie gewohnt erst beim Verkauf der Wertpapiere an.

Depotübertrag Dateneingabe

Findet allerdings ein Eigentümerwechsel statt, wird es komplizierter. Möchte man z.B. Aktien auf einen Dritten übertragen, gilt dies als Verkauf, für den Abgeltungssteuer anfällt. In solchen Fällen ist es jedoch immer ratsam einen Steuerberater hinzuzuziehen.

 2. Auftrag zum Depotübertrag - Adressdaten und abgebendes Institut

Im nächsten Schritt müssen die eigenen Adressdaten und auch die Daten der abgebenden Bank angegeben werden. Bei der "abgebenden Bank" handelt es sich um die Bank, von der die Wertpapiere übertragen werden sollen.

Neben der BIC /BLZ muss auch die eigene Depotnummer des alten Depots angegeben werden.

Der neue Depotanbieter, in unserem Beispiel die ING, wird die alte Bank kontaktieren und die Übertragung der Wertpapiere veranlassen.

Wie lange dauert der Übertrag von Aktien und anderen Wertpapieren?

Die Dauer des Depotübertrags hängt von den im Depot enthaltenden Wertpapieren ab. Die ersten Stücke (deutsche Aktien oder Fonds) wird man bereits nach wenigen Tagen in seinem neuen Depot eingebucht sehen.

Je "exotischer" ein Wertpapier jedoch ist, desto länger dauert der Übertrag. Dies liegt daran, dass die Banken und Broker die Papiere nicht selber verwahren. Dies wird von Wertpapiersammelbanken bzw. Clearingstellen übernommen. Kommt es zu einem Übertrag, werden die Wertpapiere einer anderen Bank zugeordnet und nicht in physischer Form an das neue Depot geschickt.

Hat man ausländische Aktien in seinem Depot, kann die Übertragung länger dauern. Werden die Papiere auch an deutschen Handelsplätzen gehandelt, klappt der Depotübertrag dennoch relativ schnell. Länger dauert es jedoch, wenn man wirklich exotische Aktien in seinem Depot hat, die man nur an Börsen des Heimatlandes handeln kann und sich diese in Asien oder Afrika befinden. Die Verwahrstellen der Papiere sind dann unter Umständen schwerer zu erreichen.

Bis die Wertpapiere im Depot eingegangen sind, kann man diese nicht handeln. Handelt es sich um sehr volatile Aktien oder Wertpapiere mit einem Zeitwert (z.B. Optionsscheine) sollte man über einem Verkauf vor dem Übertrag nachdenken.

Sind die ersten Wertpapiere im neuen Depot eingebucht, können diese direkt gehandelt werden. Es ist also nicht notwendig den Depotübertrag sämtlicher Aktien und anderer Wertpapiere abzuwarten.

3. Neue Bankverbindung im Formular angeben

Im nächsten Schritt muss man bei der ING seine neue Depotnummer angeben. Bei den Formularen der anderen Banken muss selbstverständlich ebenfalls die Nummer des neuen Depots angegeben werden, in welches die Aktien übertragen werden sollen.

Wir haben uns für diesen Schritt einen Screenshot gespart.

Welche Aktien übertragen?4. Ausgewählte Wertpapiere oder gesamtes Depot übertragen?

Bei jedem Formular für den Depotübertrag lässt sich auswählen, ob man sein gesamtes Depot oder nur ausgewählte Stücke übertragen möchte.

Man kann zum Beispiel auch nur 30 Stück von seinen 200 Aktien der XY AG übertragen lassen.

Ganzes Depot zum neuen Anbieter übertragen

Wählt man "gesamtes Depot" aus, so werden alle Wertpapiere aus dem Depot übertragen. Außerdem hat man die Auswahl, ob man das alte und später bestandslose Depot automatisch schließen lassen möchte oder ob es erhalten bleiben soll.

Ist ein kompletter Bankwechsel geplant, sollte man alle Wertpapiere übertragen und das Depot direkt mit dem Depotübertrag auflösen. Eventuelle Verlusttöpfe können ebenfalls ins neue Depot übertragen werden. Die Verlusttöpfe können jedoch auch dann übertragen werden, wenn nur einzelne Aktien übertragen werden. Allerdings kann man seine steuerlichen Verlusttöpfe (im Gegensatz zu einem Freistellungsauftrag) nicht auf mehrere Depots aufteilen.

Beim Formular der ING und auch bei Anträgen anderer Banken zum Depotübertrag, hat man die Möglichkeit ein eventuelles Verrechnungskonto auflösen zu lassen. Wer sein Depot kündigen und die Bank wechseln möchte, sollte ebenfalls sein Verrechnungskonto auflösen. Ein eventuelles Girokonto kann allerdings nicht über das Formular geschlossen werden. Die Option in dem Antrag zum Depotwechsel gilt nur für das Depotkonto bzw. Verrechnungskonto.

Nur einzelne Wertpapiere zum neuen Anbieter übertragen

Wer sein altes Depot behalten und nur einzelne Aktien oder andere Wertpapiere übertragen lassen möchte, der kann diese Option auswählen und die einzelnen Papiere mittels Wertpapierkennummer (WKN) auswählen. Neben der WKN, muss noch der Name der Aktie bzw. des Unternehmens und die Stückzahl angegeben werden.

Man hat die Möglichkeit z.B. alle seine 500 Aktien der comdirect Bank AG zu übertragen oder kann nur eine bestimmte Anzahl übertragen lassen. In vielen Fällen werden Prämien zum Depotübertrag angeboten, die vom Wert des Übertrags abhängig sind. Möchte man nur bestimmte Wertpapiere übertragen, lohnt es sich darauf zu achten, dass bestimmte Grenzen überschritten werden. Oft Depotübertrag Formular erstellensteigt die Prämie mit dem Überschreiten eines bestimmten Wertes der Übertrags stark an.

5. Angaben kontrollieren und Formular erstellen

Im nächsten Schritt hat man die Möglichkeit seine gemachten Angaben zu überprüfen. Bietet die Bank kein online Formular für den Depotübertrag an (Flatex oder SBroker) müsste man sich bei eventuellen Fehlern mit Tipp-Ex behelfen.

Bei einem online Formular (z.B. ING, comdirect) kann man eventuelle Fehler ganz einfach korrigieren. Sind alle Angaben korrekt, kann man sich sein Formular zum Depotübertrag erstellen lassen und ausdrucken.

Online kann das Formular leider nicht direkt eingereicht werden. Die Banken benötigen die original Unterschrift des Kunden, um die Aktien übertragen lassen zu können. Das erstellte Formular muss noch ausgedruckt, unterschrieben und an den neuen Depotanbieter geschickt werden. Auf die Dauer des Übertrags sind wir bereits etwas weiter oben eingegangen.

Was kostet der Übertrag von Wertpapieren in ein anderes Depot?

Deutsche Banken dürfen keine Gebühren für den Depotübertrag von ihren Kunden verlangen. Der Bankwechsel soll in Deutschland nicht durch eventuelle Gebühren erschwert bzw. behindert werden.

Früher haben oft die abgebende Banken Gebühren für den Depotwechsel verlangt, um Kunden vom Wechsel abzuhalten bzw. zumindest noch einmal an dem Kunden verdienen zu können. Inzwischen ist es verboten Gebühren für den Übertrag einzelner Aktien bzw. den kompletten Depotwechsel in Rechnung zu stellen.

Allerdings können die Wertpapiersammelbanken bzw. Clearingstellen (geringe) Gebühren für das "Umschreiben" der Wertpapiere verlangen. Häufig werden diese Gebühren jedoch durch die neue Bank übernommen und dem Kunden nicht weiterbelastet. Die Banken versuchen teilweise mit wertvollen Prämien Neukunden im Depotbereich zu gewinnen und wollen diese nicht gleich wieder durch die Weiterbelastung der Gebühren verschrecken.

Anmerkung: Bisher wurden uns erst bei einem Depotübertrag Gebühren berechnet. Die comdirect als Empfängerbank stellte für zwei Nebenwerte (Aktien) aus dem Ausland (USA und Südafrika) je 2,38€ in Rechnung. Dies lag an der spezielleren Verwahrstelle der beiden Werte. Die abgebende Bank (maxblue) buchte zusätzlich noch 4,40€ unter dem Verwendungszweck "Fremde Kosten wg Depotübertrag" vom Depotkonto ab.

Bei insgesamt drei weiteren Depotüberträgen der Wertpapiere wurden bisher keine Gebühren verlangt. Kosten sind bei spezielleren Wertpapieren also nicht auszuschließen, auch wenn die neuen Depotanbieter oft dazu neigen diese Kosten zu übernehmen.

Kostet es ausländische Aktien zu übertragen?

Beim Übertrag spielt es bezüglich der Kosten keine Rolle, ob man deutsche oder ausländische Aktien in seinem Depot hat und übertragen lassen möchte. Ein deutscher Depotanbieter nimmt keine Kosten für die Übertragung der Wertpapiere.

Allerdings können die Verwahrstellen der Wertpapiere Gebühren erheben, die die Banken zum Teil ihren Kunden weiter belasten (s.o. bei Anmerkung). Bisher wurden uns allerdings erst bei bei zwei Nebenwerten aus dem Ausland Gebühren für die Übertragung belastet. Die Mehrheit der Banken hat jedoch selbst auf diese (geringen) Gebühren verzichtet und sie scheinbar selber übernommen.

Fallen Kosten für den Depotübertrag aus dem Ausland an?

Anders sieht es allerdings aus, wenn man ein Depot aus dem Ausland zu einem deutschen Anbieter oder ein Depot bei einer deutschen Bank ins Ausland übertragen lassen möchte. Die ausländische Bank bzw. der ausländische Broker kann sehr wohl Gebühren für den Depotübertrag nach Deutschland verlangen, die dem Kunden in Rechnung gestellt werden. Der niederländische Broker degiro verlangt z.B. 10€ für jede Position, die übertragen werden soll. Lässt man beispielsweise Aktien von 10 verschiedenen Unternehmen zu einem Depotanbieter in Deutschland übertragen, würde degiro 100€ in Rechnung stellen. 

Die Kostenübernahme bei einem Depotübertrag aus dem Ausland schließen die deutschen Banken in ihren AGBs aus. Der SBroker (Info zum Depotübertrag hier), bietet jedoch immerhin eine Kostenübernahme von bis zu 150€ an.